Zusammenfassung
Die Umwandlung einer Dissertation in einen veröffentlichbaren Zeitschriftenartikel erfordert weit mehr als nur das Kürzen des Textes. Es beinhaltet die Neuausrichtung der Arbeit für ein neues Publikum, die Identifizierung einer klaren minimalen veröffentlichbaren Einheit, die Umstrukturierung von Argumenten und die Präsentation fokussierter, origineller Ergebnisse, die unabhängig von der Dissertation bestehen.
Wichtige Schritte umfassen: die Auswahl einer kohärenten Studie oder Argumentation; die Anpassung der Einleitung und Literaturübersicht zu einer prägnanten, zielgerichteten Erzählung; die Hervorhebung der für die Leserschaft der Zeitschrift relevantesten Methoden und Ergebnisse; das Entfernen dissertationsspezifischen Materials; und die Ausrichtung des Manuskripts an den Autorenrichtlinien der Zeitschrift. Vermeiden Sie es, Ihre Dissertation in zu viele kleine Artikel zu zerlegen – nur ein vollständiger, bedeutungsvoller Forschungsbeitrag erfüllt die Anforderungen für einen veröffentlichbaren Artikel.
Fazit: Behandeln Sie den Zeitschriftenartikel als ein neues Werk und nicht als eine verkürzte Version eines Kapitels der Dissertation. Ein sorgfältig gestalteter Artikel gewinnt mehr Glaubwürdigkeit, Sichtbarkeit und langfristige Wirkung als mehrere fragmentierte Beiträge.
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Wie Sie Ihre Dissertation oder Abschlussarbeit in einen Zeitschriftenartikel umwandeln
Das Abschließen einer Dissertation ist eine der anspruchsvollsten akademischen Leistungen. Für die meisten Forschenden ist die Arbeit jedoch erst dann abgeschlossen, wenn die Ergebnisse veröffentlicht sind – typischerweise in einem oder mehreren peer-reviewed Zeitschriftenartikeln. Zeitschriften bleiben das primäre Medium, durch das wissenschaftliche Arbeit sichtbar, zitierbar und einflussreich wird. Veröffentlichungen unterstützen akademische Beförderungen, erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit bei Förderanträgen, stärken Forschungsprofile und bringen Ihre Ergebnisse einem globalen Publikum über Prüfer oder Komiteemitglieder hinaus näher.
Die Umwandlung einer Doktor- oder Masterarbeit in einen veröffentlichbaren Zeitschriftenartikel ist jedoch nicht einfach eine Frage der Kürzung des Dokuments. Eine Dissertation und ein Zeitschriftenartikel verfolgen unterschiedliche Zwecke, richten sich an unterschiedliche Zielgruppen und folgen unterschiedlichen strukturellen und stilistischen Konventionen. Eine Dissertation demonstriert Ihre Beherrschung eines Fachgebiets und dokumentiert Ihre Forschung in erschöpfenden Details. Ein Zeitschriftenartikel präsentiert einen abgeschlossenen, ausgefeilten, eigenständigen Wissensbeitrag. Der Übergang von der Dissertation zum Artikel erfordert daher strategische Entscheidungen und gezielte Überarbeitungen.
1) Das Verständnis der minimum publishable unit
Ein zentrales Konzept im Publikationsprozess ist die minimum publishable unit – eine vollständige Studie, die einen gültigen, eigenständigen Forschungsbeitrag darstellt. Ein veröffentlichbarer Artikel muss enthalten:
- eine klar formulierte Forschungsfrage oder Problemstellung,
- ein fokussierter theoretischer oder konzeptioneller Rahmen,
- eine klar definierte Methodik,
- originelle Ergebnisse oder Erkenntnisse,
- Analyse und Interpretation,
- ein schlüssiges Argument, das durch Belege gestützt wird.
Die Länge bestimmt nicht die Veröffentlichungsfähigkeit. Ein kurzer Artikel kann diese Anforderungen erfüllen, während ein langer Beitrag scheitern kann, wenn ihm Kohärenz oder originelle Einsichten fehlen. Viele Dissertationen enthalten mehrere potenziell veröffentlichbare Einheiten, aber das bedeutet nicht, dass jedes Kapitel zu einem eigenen Artikel werden kann oder sollte. Die Zerlegung Ihrer Arbeit in zu kleine Teile führt oft zu Artikeln mit fehlendem Kontext, wiederholtem Material oder unvollständigen Analysen – Probleme, die die Wahrscheinlichkeit einer Ablehnung erheblich erhöhen.
Beginnen Sie stattdessen damit, den Teil Ihrer Dissertation zu identifizieren, der eine vollständig entwickelte Studie darstellt. Dies ist der stärkste Kandidat für die Umwandlung in einen Zeitschriftenartikel. Der Versuch, mehrere Artikel aus unzureichendem Material zu erzwingen, schwächt die Gesamtwirkung Ihrer wissenschaftlichen Arbeit.
2) Die richtige Zeitschrift wählen, bevor Sie mit dem Umschreiben beginnen
Der Umwandlungsprozess verläuft deutlich reibungsloser, wenn Sie frühzeitig eine Zielzeitschrift auswählen. Zeitschriften unterscheiden sich stark in Fokus, Publikum, Längenbegrenzungen, methodischen Präferenzen und Zitierkonventionen. Indem Sie eine Zeitschrift vor dem Verfassen des Artikels wählen, können Sie Struktur, Ton und Inhalt genau auf deren Erwartungen zuschneiden.
Bei der Auswahl einer Zeitschrift sollten Sie Folgendes berücksichtigen:
- Das Publikum, das Ihre Ergebnisse am wahrscheinlichsten schätzt.
- Die methodische Ausrichtung (quantitativ, qualitativ, Mixed Methods, theoretisch).
- Typische Artikellänge und -struktur.
- Impact Factor und Reputation.
- Ob die Zeitschrift abgeleitete Arbeiten aus Abschlussarbeiten akzeptiert.
Das Lesen mehrerer Artikel aus Ihrer Zielzeitschrift hilft Ihnen, deren stilistische Normen, Argumentationsstruktur, theoretisches Detailniveau und die Art und Weise zu verstehen, wie Autoren typischerweise ihre Beiträge darstellen. Diese Erkenntnisse werden Ihren Umschreibungsprozess leiten.
3) Umstrukturierung von Abschlussarbeitsmaterial in ein Zeitschriftenartikel-Format
Eine Abschlussarbeit enthält typischerweise Hintergrund, Literaturübersicht und methodische Details, die weit über das hinausgehen, was ein Zeitschriftenartikel erfordert. Sie müssen daher den Inhalt umgestalten – nicht einfach kürzen. Die typischen Abschnitte eines Zeitschriftenartikels unterscheiden sich deutlich von denen einer Dissertation.
a) Einleitung
Eine Einleitung in einer Abschlussarbeit umfasst oft mehrere Seiten breiten Kontext. Eine Zeitschrifteneinleitung muss stattdessen:
- definieren Sie das spezifische Problem, das behandelt wird,
- erklären Sie, warum es wichtig ist,
- Fassen Sie den relevantesten Hintergrund kurz zusammen,
- Formulieren Sie das Studienziel und den Beitrag prägnant.
In den meisten Fachgebieten sollte die Einleitung nicht länger als ein oder zwei Seiten sein. Vermeiden Sie zu allgemeine Aussagen und lange historische Darstellungen. Konzentrieren Sie sich darauf, die Studie präzise zu motivieren.
b) Literaturübersicht
Literaturübersichten in Abschlussarbeiten sind oft umfassend; Zeitschriftenartikel erfordern eine gezielte Synthese. Wählen Sie nur die Studien aus, die für das Verständnis Ihrer Forschungsfrage wesentlich sind. Zeigen Sie auf, wo Lücken bestehen und wie Ihre Arbeit diese adressiert. Ersetzen Sie kapitelweise Diskussionen durch eine kompakte, zielgerichtete Erzählung.
c) Methoden
Der Methodenteil Ihres Artikels sollte klar, aber effizient beschreiben, was Sie getan haben. Lassen Sie Verfahrensdetails weg, die die Leser der Zeitschrift nicht benötigen – zum Beispiel ausführliche Beschreibungen von Rekrutierungsskripten, geringfügige Verfahrensabweichungen oder Hintergrundinformationen, die für Prüfer enthalten sind. Stattdessen präsentieren Sie:
- Teilnehmer oder Datenquellen,
- Materialien oder Instrumente,
- Verfahren, die für die Replikation unerlässlich sind,
- statistische oder analytische Techniken.
Wenn die vollständige Methodik lang ist, können Sie Ihre Thesis als ergänzende Quelle zitieren, wo dies angemessen ist (Zeitschriften unterscheiden sich darin, ob sie dies erlauben). Das Schlüsselprinzip ist die Angemessenheit: Leser sollten Ihren Ansatz ohne unnötige Details verstehen und bewerten können.
d) Ergebnisse
In einer Thesis können Ergebnisse über lange Kapitel mit umfangreichen Tabellen, Abbildungen und narrativen Erklärungen verteilt sein. Ein Zeitschriftenartikel erfordert eine fokussierte Auswahl. Beziehen Sie nur die Ergebnisse ein, die direkt für das Ziel der Studie relevant sind. Fassen Sie Muster klar zusammen, wählen Sie die informativsten Abbildungen oder Tabellen aus und entfernen Sie Abschweifungen.
Denken Sie daran, dass jede Abbildung oder Tabelle klare Legenden enthalten, im Text referenziert und den Formatierungsregeln der Zeitschrift entsprechen muss.
e) Diskussion und Fazit
Die Diskussion interpretiert Ihre Ergebnisse und ordnet sie in die Literatur ein. Vermeiden Sie eine thesespezifische Wiederholung der Ergebnisse oder breite theoretische Spekulationen. Stattdessen:
- erklären, was die Ergebnisse bedeuten,
- zeigen, wie sie das Verständnis voranbringen,
- Einschränkungen anerkennen,
- zielgerichtete zukünftige Forschung vorschlagen.
Ihr abschließendes Fazit sollte kurz und selbstbewusst sein und den Beitrag stärken, ohne ihn zu übertreiben.
4) Entfernen von thesespezifischen Elementen
Um einen professionellen Zeitschriftenartikel zu erstellen, entfernen Sie Material, das speziell für Prüfer oder Ausschussmitglieder geschrieben wurde. Dies umfasst:
- detaillierte methodische Begründungen,
- lange Erklärungen theoretischer Traditionen,
- persönliche Reflexionen zum Forschungsprozess,
- Kapitelübersichten und Wegweiser,
- administrative Danksagungen,
- pädagogische Zusammenfassungen, die für die Bewertung von Abschlüssen geschrieben wurden.
Zeitschriftenleser sind Experten auf dem Gebiet. Sie erwarten eine prägnante, disziplinierte Argumentation – keine pädagogischen Kommentare. Das Entfernen von thesespezifischen Inhalten ist entscheidend, um ein veröffentlichungsfähiges Manuskript zu erstellen.
5) Ethische Überlegungen bei der Veröffentlichung von Dissertationenmaterial
Die Veröffentlichung aus einer Abschlussarbeit ist in der Regel erlaubt, aber ethische und verfahrensbezogene Fragen können gelten:
- Urheberrecht: Wenn Ihre Abschlussarbeit online hinterlegt wurde, bestätigen Sie, ob Zeitschriften zuvor verfügbare Materialien zulassen.
- Mitautorenschaft: Wenn Betreuer wesentlich zum Forschungsdesign oder Schreiben beigetragen haben, müssen sie möglicherweise als Mitautoren aufgeführt werden.
- Genehmigungen: Wenn Sie urheberrechtlich geschützte Bilder oder Daten verwendet haben, stellen Sie sicher, dass Sie die Rechte zur erneuten Veröffentlichung besitzen.
Viele Universitäten haben klare Richtlinien zur Autorenschaft und Veröffentlichung von Graduiertenforschung. Überprüfen Sie diese sorgfältig, bevor Sie Ihr Manuskript einreichen.
6) Strategien für ein effektives Umschreiben Ihres Textes
Um Material aus der Abschlussarbeit in ein scharfes, zeitschriftenfertiges Manuskript zu verwandeln, sollten Sie diese praktischen Strategien in Betracht ziehen:
- Neu anfangen. Das Kopieren und Einfügen großer Abschnitte aus Ihrer Abschlussarbeit kann zu unkonzentriertem Schreiben führen. Entwerfen Sie den Artikel als neues Dokument und verwenden Sie die Abschlussarbeit als Quelle, nicht als Vorlage.
- Konzentrieren Sie sich auf einen Beitrag. Ein Zeitschriftenartikel sollte sich um eine einzige wichtige Erkenntnis oder ein Argument drehen.
- Seien Sie selektiv. Beziehen Sie nur die Daten ein, die für die Erzählung Ihres Artikels wesentlich sind.
- Priorisieren Sie Klarheit. Zeitschriftenartikel müssen für Wissenschaftler lesbar sein, die Ihre Abschlussarbeit nicht gelesen haben.
- Unermüdlich bearbeiten. Entfernen Sie Redundanzen, straffen Sie Argumente und verfeinern Sie Übergänge.
Das Umschreiben erfordert Disziplin, aber der resultierende Artikel wird überzeugender sein und eher zukünftige wissenschaftliche Arbeiten beeinflussen.
7) Die Versuchung vermeiden, aus einer Abschlussarbeit zu viel zu publizieren
Es mag verlockend sein, Ihre Abschlussarbeit in so viele Artikel wie möglich aufzuteilen, insbesondere angesichts des institutionellen Drucks, häufig zu publizieren. Allerdings kann "Salami-Slicing" – die Aufteilung der Forschung in minimale Fragmente – Ihrem akademischen Ruf schaden. Zeitschriften erkennen fragmentierte Einreichungen sofort, und solche Artikel scheitern oft an der Peer-Review, weil ihnen die konzeptionelle Vollständigkeit fehlt.
Priorisieren Sie Qualität über Quantität. Ein einzelner starker Artikel in einer angesehenen Zeitschrift ist für Ihre Karriere weitaus wertvoller als mehrere schwache oder sich wiederholende Beiträge.
Fazit
Die Umwandlung einer Abschlussarbeit oder Dissertation in einen Zeitschriftenartikel ist ein transformativer Prozess, kein mechanischer. Es erfordert die Identifizierung einer minimal veröffentlichbaren Einheit, die Auswahl einer geeigneten Zeitschrift, die Umstrukturierung des Materials um ein fokussiertes Argument, das Entfernen thesis-spezifischer Komponenten und das Polieren des Textes, um den wissenschaftlichen Konventionen zu entsprechen. Ein gut gestalteter Artikel wird die Wirkung Ihrer Graduiertenforschung erweitern, Sie innerhalb Ihres akademischen Fachgebiets positionieren und Ihre Sichtbarkeit unter Kollegen erhöhen. Indem Sie die Umwandlung durchdacht und strategisch angehen, können Sie Ihre Abschlussarbeit in einen wertvollen, zitierfähigen Beitrag zum wissenschaftlichen Wissen verwandeln.